Ich lese sehr viel in Perlenforen und sozialen Medien, weil es mir ein Anliegen ist, die Bedürfnisse meiner (künftigen) Kundinnen jeden Tag besser kennen zu lernen. Dabei stoße ich oft auf das Thema Perlenfarben (und deren Haltbarkeit), das die Gemüter vieler Fädlerinnen erhitzt wie kaum etwas anderes - in einzelnen Fällen ganz zurecht. WEITAUS ÜBERWIEGEND aber ist die Ursache sichtlich darin begründet, dass es zu wenig grundlegendes Wissen über Materialeigenschaften und Produktionsverfahren gibt. Ein wenig Basiswissen ist hilfreich um zu verstehen, was eine Perle aushalten kann und was nicht. Vieles davon ist wirklich sonnenklar, wenn man sich nur vergegenwärtigt, was eigentlich jedem bekannt ist, aber fast niemand assoziiert sein Wissen mit Perlen :)
Daher ist jetzt Information angesagt! Sehr viel Text kommt da jetzt ... sorry .... aber ohne Erklärung wird nichts klarer ;-) Es geht hier nicht darum, einzelne Perlen zu bewerten, es geht rein um die Information wie sie gemacht werden und um ein paar ganz normale Dinge, die einem zwar bekannt, aber manchmal nicht wirklich bewusst sind.
Farben und Oberflächen von Glasperlen weisen eine unendliche Vielfalt auf - die ein wesentlicher Faktor der Faszination und Ursache dafür ist, dass wir eine regelrechte Leidenschaft dafür entwicklen und uns zurecht in den Bann der kleinen Scheißerchen ziehen lassen :). Daher wäre es auch unendlich, alles im Detail zu erklären oder sich zu merken. Ein Basiswissen ist aber allemal besser als kein Wissen, weshalb ich mich hier auf die am häufigsten vorkommenden Dinge beschränke und keinen Anspruch darauf erhebe, dass dieser Artikel je vollständig sein könnte - es wäre schlicht wirklich für alle zuviel. Diese Schnelllebigkeit ist vermutlich auch ein wesentlicher Grund warum es keine Bücher zu diesem Thema gibt. Sie wären veraltet, kaum dass sie aus der Druckerei raus sind......mal ganz abgesehen davon, dass es in der Industrie natürlich auch Produktionsmethoden und Rezepturen gibt, die ein Betriebsgeheimnis sind und daher für uns alle nicht zugänglich.
Es geht hier nicht um einen Ersatz für ein Studium in Chemie und Physik - es geht darum, zu jenen Perlenkennzeichnungen etwas zu sagen, die einem unweigerlich begegnen, wenn man mit Perlen arbeitet - immer spätestens dann wenn man bei Perlen angekommen ist, die über das Kinder-Sortiment im Baumarkt hinausgehen. Das ist bei den meisten ziemlich rasch. Diese Stichworte/Bezeichnungen sind im Text jeweils in violetter Schrift gelb unterlegt hervorgehoben.
Viele wundern sich sicher (vor allem bei japanischen Perlen) darüber, wie lang und kompliziert die Namen sind ..... und denken "da könnte man ja wohl graublau hinschreiben" .... wenn eine Perle graublau aussieht, aber z.B. eine Bezeichnung trägt wie "inside color rainbow matted black diamond blue lined" ..... ja, könnte man - aber der ganze Rest außer "blue" ist nicht zur Dekoration oder weil Perlenhändler gerne soviel tippen, nein! - diese Dinge sagen etwas über die Eigenschaften der Perle aus. :)
Ich möchte einleitend zum besseren Verständnis mit den Eigenschaften von Glas beginnen - ein Alltagswissen, das eigentlich jeder von uns hat ....manchmal aber nicht abruft, wenn das Wissen gebraucht würde :). Jeder kennt das Glas im Haushalt (Trinkglas, Ceran/Glaskeramik-Kochfeld, Fenster, Spiegel....) mit und ohne Farbe. Wir schätzen Glas weil es in praktisch jede Form gebracht werden kann, weil es durchsichtig ist, weil es Licht eintreten lässt, weil man es bei Bedarf auch so bearbeiten kann, dass es undurchsichtig wird (sandstrahlen, ätzen...) und uns vor Blicken schützt, weil es Licht unter Umständen in den schillerndsten Farben bricht wie kein anderes Material......weil es auf vielfältige Weise gestaltet werden kann - weil man mit Farbe im und auf Glas unglaubliche Effekte erzielen kann ... siehe die Fenster von großen Kathedralen.....weil man durch einen Schliff zusätzliche Schönheit hervorbringen kann ... siehe Bleikristall, Kristallluster usw.
...... aber auch (!) weil Glas sehr leicht zu reinigen ist und weil es wenig gibt, das an Glas so haftet, dass es nie mehr abgeht (!). Ob und wie lange etwas hält, hängt fast ausschließlich davon ab, wie wir damit umgehen. Wir sind bei unserem eigentlichen Thema angekommen ....
Selbst wenn etwas dafür vorgesehen ist, lange auf Glas zu halten (wie z.B. Comics oder Blümchen auf einem Trinkglas) funktioniert das auf Dauer nur dann, wenn man schonend damit umgeht … also beispielsweise die Spülmaschine (und damit scharfe Reinigungsmittel) meidet … Dinge die nur oberflächlich drauf sind (Speisereste...) gehen leichter ab als z.B. Dinge, die eingebrannt sind (Eiweißspuren auf dem Ceranfeld....). Ein Goldrand hält Jahrzehnte, wenn man von Hand spült ... und nur wenige Waschdurchgänge wenn Temperatur und Chemie in der Spülmaschine einen Angriff darauf starten. Handbemaltes Glas wie es bei alten Teegläsern oder Blumenvasen ist, bringt uns wunderschöne bunte Oberflächen, solange wir sie sachgemäß behandeln. Edle Metalle (wie Silber und Kupfer) oxidieren mit der Zeit an der Luft und vertragen wenig "chemische Keule", wie Säuren, Laugen, Alkohol....etc.
BEI PERLEN IST ES GENAU SO !!! Das Glas hat keine anderen Eigenschaften nur weil man daraus Kügelchen macht statt Teller oder Fenster. Und fast ausschließlich wie man damit umgeht, hat einen Einfluss darauf, wie lang man daran Freude hat. Das heißt nicht, dass man damit nichts tun darf, aber man sollte eben auf Behandlungen/Einflüsse verzichten, die einen Schaden anrichten können.
Deshalb ist es wichtig zu wissen, wie die Farbe in/auf das Glas gekommen ist (ist sie "im Glas" oder ist sie "auf dem Glas"? ... innen oder außen?) und vor allem was uns die vielen rätselhaften Perlenbezeichnungen darüber erzählen, denn sie sagen fast immer genau das, was wir wissen müssen. Nebenbei hilft uns das auch, die unterschiedlichen Preisklassen zu verstehen.
DURCHGEFÄRBTES GLAS
Das Glas wird bei der Herstellung mit verschiedenen Metalloxiden (z.B. Gold- und Silberoxid für rot und gelb, Eisenoxide für grün, Cobaltoxid für blau, Selenoxid für rosa u.v.m.) gefärbt.
Durchgefärbtes Glas behält seine Farbe. Preisunterschiede bei den Farben ergeben sich aus den Preisen der verwendeten Metallzusätze ….rote Perlen (Goldoxid für rubinrot) sind beispielsweise teurer als andere.
Am billigsten sind farblose (crystal), schwarze (jet) und weiße (chalk white=kreideweiß oder alabaster=ein milchiges weiß) Gläser.Durchgefärbtes Glas kann durchsichtig (transparent), milchig (opal) oder undurchsichtig (opak) sein und es kann "matt"="frosted" sein, wenn die Oberfläche rau gemacht (oder rau belassen...) wurde.
Perlenbezeichnungen wie "transparent", "opak/opaque" oder "opal/milky" bezeichnen grundsätzlich durchgefärbtes Glas - also jene Sorten wo nichts passieren kann mit der Farbe - die Farbe ist an jeder Stelle der Perle vorhanden, selbst wenn wir sie pulverisieren würden oder wieder einschmelzen - ABER: zusätzliche Bezeichnungen können auf das GEGENTEIL hinweisen..... deshalb muss man den ganzen Namen der Perle lesen! Nur um diese Auskünfte zu erteilen, steht der Name dort! Es ist eine Hilfe, keine Schikane! ;-) Dass wir uns damit abfinden müssen, dass Perlen eine internationale Sache sind und daher meist in einer Weltsprache wie Englisch beschrieben werden, müssen wir akzeptieren. Man stelle sich vor, wir müssten uns das alles in tschechischer, japanischer oder chinesischer Sprache mit den zugehörigen Schriften merken!
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Opak - Opaque |
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Opak matt - Opaque frosted/matted |
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Transparent - Transparent |
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Transparent matt - Transparent frosted/matted |
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Opal - Milky |
GLAS MIT VEREDELUNGEN (INNEN ODER AUSSEN)
Auch bei den Perlenbeschichtungen = "Coatings" (also Überzug auf fertigen Perlen, ganz oder teilweise) gibt es eine breite Palette von Verfahren. Die Bezeichnungen
"coated"(=ummantelt) oder
"dyed"(=gefärbt) weisen darauf hin, dass eine Perle "nachträglich" eingefärbt ist - also Farbe AN DER OBERFLÄCHE!
Ein Teil der Beschichtungen wird durch einfache alt hergebrachte Verfahren erzeugt, z.B. Tauchen in Beschichtungen, Spraylackierungen wie man sie hauptsächlich bei billiger China-Ware findet (wo dann die Beschichtung schon 1 mm vor dem Fädelloch aufhört) etc. Technisch höherwertige Verfahren gibt es z.B. in Form von Galvanisierung, Vakuumbeschichtung (Bedampfung), nano-technologischen Verfahren etc. Diese hier zu erklären, würde bei weitem den für unsere Zwecke notwendigen Rahmen sprengen. Nur soviel: es gibt billige Methoden und es gibt teure Methoden und genau so und nicht anders sind Qualität und Preise der Perlen, die dabei herauskommen! Als ein Beispiel zu den Größenordnungen kann ich die bei Schwarzlicht leuchtenden (echten) Neonperlen anführen, die vor einigen Jahren so modern waren - diese Beschichtungen haben 3/4 des Perlenpreises ausgemacht .... andersrum gesagt als Beispiel: 5 Perlen kosteten 1 Euro und die Beschichtung dieser Perlen kostete 3 Euro .....das sind Dimensionen, die erwähnenswert sind...also nicht Kleinigkeiten hier oder da.
Ein erstes Beispiel für beschichtete Perlen, wären
Glaswachsperlen (pearls, imitation pearls). Wer sie auf Schnüren kauft, wird schon manchmal kleine Farbzipfel am Rand des Fädellochs gesehen haben. Die Perlen werden (bei normalpreisigen Varianten) meist auf Schnüre aufgezogen und in "Farbe" getaucht oder besprüht. Auf dem nachfolgenden Foto sieht man am Ende des Bunds eine zweifarbige Schnur ... an den weißen Stellen waren beim Tauchen die Perlen, an den farbigen ein Zwischenraum zwischen zwei Perlen ..sodass sie Schnur stückweise eben auch beschichtet ist. Durch Färben auf Schnüren kann es eben auch zu Zipfeln am Fädelloch kommen. Sie sind kein Manko, sondern eben ein normales Ergebnis der Methode.
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Tschechische Glaswachsperlen, mittlere Preisklasse | |
Beschichtungen können undurchsichtig oder durchsichtig sein ... ersteres oben, letzteres z.B. bei den Twin Beads auf dem nachfolgenden Foto - die allerdings nicht getaucht oder lackiert sind, sondern einen farbigen Lüster auf farbloser Perle haben. Mehr dazu später.
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Die Qualitäten bei Glaswachsperlen haben eine große Bandbreite .... von billigsten Spraylackierungen aus China bis hin zu Top-Qualitäten von einem bekannten österreichischen Kristallimperium. Oben gezeigte Glaswachsperlen sind böhmischen Ursprungs in einer guten Qualität, aber eben nicht in einer Qualität wie Imitationsperlen, die man bei Chanel kauft. :) Auch für sogenannte "ganz teure" Qualitäten gibt es Hersteller in der Tschechischen Republik - deren Perlen werden aber im Hobbybereich sehr selten angeboten, weil Kunden leider einfach nicht bereit sind, diese Qualität auch zu kaufen .... natürlich gibt es Ausnahmen .... aber es sind viel zu wenige für die Mengen die wir einkaufen und vorfinanzieren müssten. Für ein kleines Geschäft völlig unmöglich :(
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Hochwertige Swarovski Crystal Pearls |
Weiteres Beispiel für Beschichtungen sind sogenannte
Vacuum Coatings in metallischen und/oder schillernden Farben. Dafür wird das Ausgangsmetall (viele verschiedene Metalle kommen da zum Einsatz) mit physikalischen Verfahren in Gasform übergeführt und kondensiert danach auf den Perlen, auf denen eine
hauchdünne Schicht zurückbleibt - entweder teilweise oder es bedeckt die ganze Perle (im Fall von "labrador"=silber glänzend .."labrador" ist ein teilweises Coating, "FULL labrador" bedeckt die ganze Perle). Man nennt das auch "Bedampfung". Diese Coatings (man sagt auch "finish", wenns die letzte Stufe der Veredelung ist) sind an sich sehr beständig. Aber da die Metallschicht mikroskopisch dünn ist (sie soll ja keinen Einfluss auf die Größe der Perle haben...), ist natürlich darauf zu achten, dass an den Perlen nicht rumgescheuert werden sollte und keine "Chemie" sie treffen sollte (siehe oben erwähnter Goldrand am Tafelgeschirr). Wer also seinen Schmuck dauernd irgendwo hinschleudert oder in der Schatulle einen Knäuel Schmuck statt schöner Teile einzeln aufbewahrt... dick eincremt und gleich den Schmuck montiert, Parfum aufs Armband sprüht, mit der Kette duscht etc. - wird über kurz oder lang die Perlen beschädigen.....das liegt nicht an der Perle... das liegt an der Behandlung der Perle.... siehe Haushalt ... tue ich etwas, womit ich Glas "reinige", kann es unter Umständen im Lauf der Zeit passieren, dass ich damit Glas reinige ;-)
Beispiele für Vacuum Coatings sind:Califonia Goldrush
AB (Aurora Borealis = Nordlicht)
Labrador
Amber
Vitrail
Vitrex
Azzuro
Marea
Hematite (mehr als eine Möglichkeit, den Effekt herzustellen, daher Preisunterschiede...)
Sliperit
Rainbow
Magic Colors
Apollo Gold (kann heikel sein bei zuviel direkter Hitzeeinstrahlung)
und VIELE VIELE mehr!
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SuperDuo Magic Color (Orchid) |
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Jet=schwarz AB (matt) auf Glasschliffperlen |
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California goldrush auf Rundperlen |
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Full labrador auf MiniDuos |
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Crystal full amber auf O-Beads |
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Rainbow auf Preciosa Rocailles crystal |
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SuperDuos emerald sliperit |
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SuperDuo vitrail opaque blue turquoise |
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CzechMate Lentils crystal apollo gold |
Ein weiteres Verfahren wäre die "
Galvanisierung".
"Galvanized" als Teil eines Perlennamens hat jeder schon einmal gesehen. Hiefür wird Glas in einem elektrolytischen Verfahren beschichtet.
Auch hier wieder verschiedene Qualitätsstufen aus denen man wählen kann. "Galvanized" oder z.B.
"duracoat galvanized" von Miyuki oder
"permanent finish galvanized" bei Toho.
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Toho Rocailles permanent finish galvanized starlight (gold) |
"Duracoat" und "permanent finish" bedeutet "dauerhafte Oberfläche". Trotzdem muss man wissen, dass Langlebigkeit durch falsche Behandlung (z.B. Scheuern) auch zur Kurzlebigkeit werden kann.
Auf der englischsprachigen Website von TOHO gibt es als Beispiel das
Ergebnis eines Labortests in Sachen Abrieb, wobei "galvanized" mit "permanent finish (PF) galvanized" verglichen wird. Das Beispiel ist recht anschaulich - bitte folgen Sie diesem Link um sich vorstellen zu können, wie haltbar die Beschichtungen sind - wenn man 0 bis 20.000x rubbelt:
http://www.tohobeads.net/productinf/Ich gehe davon aus, dass die Ergebnisse bei allen Herstellern ähnlich aussehen würden. Aber ... Perlen sind nicht dafür da, zigtausende Male gerubbelt zu werden :).
Teilweise höre ich, dass Menschen beim Fädeln einen derartigen Handschweiß entwickeln, dass davon Oberflächen abgehen, nicht selten in Verbindung mit der Einnahme von Medikamenten, die einen Einfluss auf die Zusammensetzung von Schweiß haben. Wer ein solches Problem von sich kennt, sollte immer duracoat/permanent finish Sorten verwenden um
halbwegs auf der sicheren Seite zu sein. Besser kann ich hier nicht beraten, weil diese Probleme ganz individuell sind und nicht allgemein gleich.
Eingebrannte Effekte wären z.B.
"travertin" oder
"picasso". Hiefür wird die Basisperle mit der Beschichtung nochmals erhitzt und der Effekt auf diese Weise eingebrannt.
Eines der wenigen Beispiele die ich einmal bei einem kleinen Hersteller live miterleben durfte, am Beispiel von "tablecut beads". Diese werden nach dem Einbrennen der Beschichtung teilweise geschliffen und poliert. Die nachfolgenden Fotos zeigen das anschaulich, auch wenn die Bildqualität nicht optimal ist.
Ausgangsbasis der hier gezeigten Arbeitsschritte ist eine transparente (am ersten Bild eine blaue, später eine rote...) quadratische Perle von ca. 18x18 mm, ca. 4 mm dick.
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Die Perlen liegen auf diesem "Gasherd" und bruzzeln in der Beschichtung, die wie "Soße" in der Pfanne aussieht und sich bei diesem Vorgang in die Oberfläche der Perle einbrennt... wie beim Cerankochfeld..... |
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Nachdem die Beschichtung eingebrannt ist, kühlen die Platten ab. |
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Eine abgekühlte Platte mit den Perlen, die da jetzt in der Beschichtung kleben, wird in die Schleifmaschine eingespannt. |
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Die Platte bewegt sich für den Schliff in die Schleifmaschine. |
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In der Schleifmaschine wird die Beschichtung von der flachen Seite der Perle wieder abgeschliffen, sodass nur ein "Travertin"-Rand an der Perle bleibt. |
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Im nächsten Arbeitsgang werden die Perlen (mit anderem Aufsatz) in derselben Maschine auf Hochglanz poliert - diese hier sind noch nicht fertig ... man hat für mich die Platte zwischendurch aus der Maschine genommen. |
Dann ist EINE Seite der Perle fertig. Das Ende konnte ich aus Zeitgründen nicht abwarten, aber ich denke es gibt einen Eindruck davon, dass wir bei Oberflächenveredelungen so gut wie nie von Dingen reden, die binnen Sekunden erledigt sind. Es erfordert viele Arbeitsschritte.
Ganz generell: Die Vielzahl der Arbeitsschritte und die aufwendige Bearbeitung der Oberfläche wirkt sich bei Perlen naturgemäß auf den Preis aus! Es ist ein Unterschied ob eine Perle nach dem Pressen und Abschleifen der Pressfahnen aus der Trommel fällt und in den Verkauf geht - oder ob eine Perle danach noch 2, 3 oder oft noch mehr aufwendige Arbeitsschritte durchlaufen muss, weil sie einen besonderen Effekt bekommt. Es ist also kein Zufall, dass wir Farben sehen, die wir als "teuer" empfinden - sie sind kostspielig, auch in der Herstellung und bleiben das bis sie auf unserer Fädelmatte liegen. Als Händlerin kenne ich die Preise ab Hersteller und ich kann bestätigen, dass sie IMMER etwas mit dem Aufwand zu tun haben, den die Herstellung erfordert. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das komplette Perlenthema. In meinem Shop ist es so, dass die Preise in einem ganz klaren Verhältnis dazu stehen. Für andere kann ich nicht sprechen, aber ich habe schon auch die ein oder anderen "Mode"preise gesehen in diesem Metier.Metall- und Farbeinzüge (
silverlined, goldlined, copperlined, colorlined, inside-color...) sind Veredelungen, die nicht außen auf der Perle sondern
im Fädelloch mit einem Metall- oder Farbeinzug passieren - immer natürlich bei transparenten oder zumindest durchscheinenden Perlen, sonst hat man ja nichts davon :). So wird z.B. durch einen Silbereinzug eine andere Lichtbrechung erreicht und somit ein anderes Erscheinungsbild der Perle. Obwohl die Glasfarbe eigentlich dieselbe ist, wirkt sie intensiver und leuchtet stärker.
Farbeinzug im Fädelloch gibt ebenfalls tolle Effekte, wobei man nicht aus dem Auge verlieren sollte, dass durch vielfaches Durchfädeln (oder oftmaliges Aufdröseln und neu fädeln) eine Farbbeschichtung im Fädelloch natürlich strapaziert werden kann. Farbeinzüge, die beim oftmaligen Durchfädeln mit der Nadel traktiert werden (und Fireline ist auch nicht sanft wie Watte ;-) ) können unter Umständen Schaden nehmen. Da man bei größeren Perlen häufig öfter durch muss bzw. durchkommt als bei kleinen, ist dort das Risiko vermutlich höher.....eine schlechte Fadenspannung beim Fädeln kann ebenfalls Einfluss haben. Wenn die Perlen im fertigen Schmuck zuviel Bewegungsmöglichkeit haben, scheuert der Faden weiter ....
Silbereinzug oder Echtgold-Einzug in Perlen sind kostbares Edelmetall und haben daher eine Auswirkung auf den Perlenpreis. Silber oxidiert mit den Jahren, wie wir von anderem Echtsilberschmuck wissen. Das kann nach VIELEN Jahren bei farblosen Perlen mit Silbereinzug eine Beeinträchtigung der Optik ergeben. Bei transparenten farbigen Perlen ist es meist nicht der Fall, dass man so eine Veränderung allzu sehr wahrnehmen kann.
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Preciosa Rocailles mit Silbereinzug |
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Miyuki Rocailles mit 24-K-Echtgold Einzug |
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Glasschliffperle mit Kupfereinzug |
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Toho Rocailles mit Farbeinzug "inside color black diamond orange creme lined"(hellesgrau, cremeorange inside ... also im Fädelloch) |
Lüster (englisch
"luster".... für Glanz, schimmernder Glanz, Brillianz, Leuchten....auch
"ceylon" gehört in diese Rubrik) bezeichnet Oberflächen, die besonders schön glänzen. Lustered Beads erhalten diesen zusätzlichen Glanz durch nachträgliche Bearbeitung - durch "Zugabe" von Chemikalien. Die Perlen werden dafür zuerst auf ca. 120 Grad erhitzt, weil dadurch die chemischen Stoffe besser haften. Danach mit den Chemikalien vermischt (die endgültigen Farben sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennbar), getrocknet und erneut in einem Ofen (kiln) auf ca. 450 Grad erhitzt wobei dann durch chemische Reaktionen unter dem Hitzeeinfluss die Farben entstehen. Danach werden die Perlen gewaschen, getrocknet und verpackt. Luster können in derselben Farbe wie die Perle sein, oder ganz anders .... häufig werden auch farblose Perlen mit farbigen Lüstern versehen .... manchmal sind das Farbnuancen, die man für durchgefärbtes Glas nicht herstellen kann ...also es dient einer größeren Auswahl an Farben, einem besonderen Glanz, einer Marmorierung etc. - wie alle Veredelungen. Einzelne Farben wurden früher auch mit Zusätzen hergestellt, die heute nicht mehr erlaubt sind (z.B. Blei)... so sieht man z.B. sehr wenig richtig pinkfarbenes Glas, zumeist sind pinkfarbene Perlen beschichtet, weil es die Farbe anders nicht gäbe oder andere Methoden so extrem teuer wären, dass man es Kunden nicht zumuten könnte.
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Glasschliffperle, crystal blue lustered |
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SuperDuo chalk white green lustered |
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Toho opaque lustered light beige |
Noch eine generelle Anmerkung: Zu dem Zeitpunkt, wo eine Perle ihre Beschichtung erhält, hat sie bereits ein Fädelloch (die Löcher werden nicht hinterher einzeln reingebohrt, wie tatsächlich manche glauben....). Das bringt bei manchen Coatings mit sich, dass eine Beschichtung auch mal ein Fädelloch verkleben kann. Bei den oben gezeigten Tablecut-Beads mit Travertin-Rand wäre das z.B. der Fall. Teure Perlen wie diese, werden nach Stück verkauft und die guten Hersteller lassen sie dafür (meist in Heimarbeit) auf Nylonschnur fädeln, sodass durch das Aufreihen noch beim Fabrikanten die Fädellöcher wieder frei gemacht werden. Bei kleinen Saatperlen ist das nicht möglich (z.B. SuperDuos mit Ceramic Coatings sind häufig verklebt). Für diesen Fall gibt es ein einfaches Werkzeug, die Perlenahle. Damit machen Sie verlegte Fädellöcher spielend frei.Nicht immer, aber überwiegend finden sich bei Bezeichnungen von veredelten Perlen auch die nötigen Auskünfte über
die Farbe der Basisperle .... das heißt in der Praxis: Falls Sie Ihre Perlen einmal (oder gewohnheitsmäßig :) ) wirklich so strapazieren sollten, dass Oberflächen gravierend beschädigt werden können, könnte man darüber nachdenken, das von vornherein einzu"planen" und auf die Farbe unter der Beschichtung Rücksicht zu nehmen. Ein Wahnsinn an sich, auch daran noch zu denken :).
Was ich sagen will ist, die Information wäre vorhanden, wenn sie einen interessiert, man muss sie nur lesen, verstehen.....und im Hinterkopf wissen, dass zum Beispiel "jet califormia goldrush" ein Effekt auf einer schwarzen (jet) Perle ist und "crystal california goldrush" sieht oberflächlich genauso aus, aber innen drin ist die Perle farblos. Fallweise kosten daher gleiche Oberflächen unterschiedlich weil das Glas der Basisperle unterschiedlich kostet ....
Abschließend der wichtigste Satz in diesem Artikel: Machen Sie kein Drama daraus, wenn mal irgendetwas passiert mit einer Oberfläche - Sie haben die Chance etwas über die Perle zu wissen und können sie daher besser einschätzen - Sie müssen nur die Angaben lesen und verstehen, die Ihr Händler macht. Was Sie von Händlern ohne präzise Angaben halten sollten, überlasse ich Ihnen und Ihren persönlichen Ansprüchen an Ihren Händler und an Ihre kostbare Handarbeit. UND MACHEN SIE KEINE WISSENSCHAFT AUS IHREM HOBBY - GENIESSEN SIE DIE VIELFALT DER PERLEN DIE IHNEN GEBOTEN WERDEN UND FÄDELN SIE NACH LEIBESKRÄFTEN - nicht ohne nachzudenken - aber ohne sich zu verkrampfen und mit den paar wesentlichen Stichworten, die Sie in diesem Artikel gefunden haben :) Sie dürfen sehr, sehr gerne wiederkommen und nachlesen :) Ich danke Ihnen dafür von Herzen :)
(c) Heidi Neuwirth
Mai 2016
Die Verwendung dieses Textes durch Personen, die beruflich mit Perlen zu tun haben, ist (auch auszugsweise) ausdrücklich untersagt!